„Kaum zu beschreiben ist die große Verehrung, welche man der jungfräulichen Gottesmutter ehedem in Aachen erwies... Viele kamen aus fernen Gegenden, sogar mitten aus Pannonien, aus religiöser Andacht nach Aachen, um dort ihre Verehrung gegen die Gottesmutter durch fromme Freigebigkeit und freigebige Frömmigkeit an den Tag zu legen.“ – (hl. Petrus Canisius)

Kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges wurde das Gnadenbild wieder nah am Volk zur Verehrung aufgestellt. Täglich brannten unzählige Kerzen von Gläubigen vor dem Gnadenbild, die große Bittandachten und Prozessionen durch die Stadt und die Umgebung hielten und Blumen und Schmuckstücke für das Gnadenbild mitbrachten.

Am 19. September 1915 beschloss das Stiftskapitel, zum Dank für die Bewahrung vor einem feindlichen Einfall und mit der Bitte um „einen baldigen Frieden“ eine große Prozession mit dem Gnadenbild zu halten. Am Rosenkranzfest, dem 03. Oktober 1915, trug man das Gnadenbild in einer selten oder nie gesehenen dreistündigen Prozession von rund 20000 Teilnehmern durch die Stadt.

Vor dem Gnadenbild, das von Franziskanern und Redemptoristen getragen und von Karlsschützen begleitet wurde, gingen Meßdiener mit den Wappen der Stadt und des Stiftskapitels. Dahinter schritten Kardinal von Hartmann, Vertreter der Behörden, des Stifts- und Stadtklerus. Eine große Zahl von Soldaten und Verwundeten aus den Lazaretten nahm unter der Führung eines Hauptmanns an der Prozession teil. Sie wurde zu einer eindrucksvollen Kundgebung unzerstörbaren Vertrauens der Aachener auf die Hilfe Mariens.

Bereits im Jahr 1598 zur Zeit der Reformation dankten die Aachener vor dem Gnadenbild für ihre Rückkehr aus der Verbannung. Bei ihrem Einzug in die Stadt zogen sie in festlichem Zug zum Marienaltar, knieten vor dem Gnadenbild nieder und verrichteten Dankgebete, während der Chor das Te Deum sang. Laut Festschrift zum Münsterjubiläum von 1704 schrieb man der Fürbitte Mariens die Wiederherstellung des katholischen Glaubens und die Rettung der Stadt aus allen Kriegsnöten der Zeit zu.

Zu allen Zeiten war die Verehrung der Gottesmutter von Aachen mit echter Opfergesinnung und Dankbarkeit verbunden, wie die vielen Weihegeschenke bezeugen. Oft waren sie Dankgeschenke für die Heilung von Krankheiten. Man überbrachte sie persönlich oder sandte sie durch Boten. Die Schenkgeber waren Erzbischöfe und Bischöfe, Könige und Reichsfürsten, Grafen und andere Adelige aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Böhmen und Frankreich, auch Dechanten, Kanoniker und Stiftsgeistliche, sowie viele Aachener Bürger und Bürgerinnen.

Am 3. November 1965 gestattete die Ritenkongregation für den Aachener Dom die Feier einer Votivmesse „Maria, Hilfe der Christen“ mit eigenem Formular für Priester, die zum Gnadenbild pilgerten, sowie für alle Messen vor Pilgergruppen. Die Oration lautete: „Herr, wir bitten dich: Gewähre uns, bestärkt durch die Güte unserer Helferin Maria, daß wir auf Erden tapfer für den Glauben streiten und im Himmel deinen Ruhm verherrlichen.“